Veröffentlicht vor 5 Jahren • veröffentlicht von Teresa Schäppi

Raziel Berger – Die ICZ ist zu einem zweiten Zuhause geworden

Wer Raziel «Razi» Berger schon mal gegenübergestanden ist, dem ist mit Sicherheit aufgefallen, dass er ein grosser Kerl ist. Mit breiten Schultern und bestimmt zwei Köpfe grösser als ich, steht er mir wie ein grosser, starker Bär gegenüber. Seine Statur spielt ihm für seinen Beruf als Chef des Sicherheitsdienstes der ICZ sicher zu. Nicht jeder ist für solch einen anspruchsvollen und intensiven Job gemacht. Es muss eine Person sein, die Respekt einflösst, rational denkt und schnell handeln kann. Aber Angst vor ihm braucht niemand zu haben, denn sein sympathisches Lächeln lässt seinen weichen Kern durchblicken. «Als Kind wollte ich ursprünglich Tierarzt werden. Ich liebe Tiere und bin mit ihnen gross geworden», erzählt er und fügt hinzu: «Aber nach meiner Zeit in der Armee war ich einfach zu alt und dann führte das eine zum anderen und ich landete hier in Zürich.»

 

Der Weg nahm seinen Lauf als er nach 12 Jahren Grund-, Sekundar- und Mittelschule, 30 Minuten südlich von Tel Aviv, in die Armee eintrat. Viereinhalb Jahre war er Offizier und wechselte dann als Militär-Instruktor zu einem Einsatz in Georgien. «Das war nur ein kurzer Aufenthalt von acht Monaten. Eigentlich hätten es zwei bis drei Jahre sein sollen. Als dann aber die Unruhen und unsichere Lage im Land aufkamen, mussten wir raus.» Zurück in Israel stach ihm beim Durchblättern der Zeitung Jedi’ot Acharonot ein besonders spannendes Stelleninserat ins Auge: Es war das der ICZ. Razi zögerte nicht eine Sekunde und bewarb sich sofort. «Ich reise gerne und brachte alle nötigen Qualifikationen mit. Und als ich nach einem intensiven Verfahren angenommen wurde, ging die Reise los», führt er fort. Zwei Jahre, von 2009 bis 2011 war er im Team des Sicherheitsdienstes tätig und lernte seine damalige Freundin kennen. Trotz der in Zürich und in der ICZ gefundenen Liebe, entschied sich Razi für das Studium «International Business Administration – Specialisation in Finance» in Wien. Nach knapp vier Jahren war es die Liebe, die ihn dann doch wieder zurück nach Zürich und zur ICZ brachte. Aber wie es manchmal so ist, hat die vorhergehende Distanz einiges verändert und so entschieden sich beide kurz darauf, als Freunde weiter durchs Leben zu gehen. Die Liebe fand ein Ende, aber im Beruf ging es weiter. So konnte der viel reisende Razi nach einem Jahr als stellvertretender Chef des Sicherheitsdienstes die volle Verantwortung übernehmen.

 

Was die Arbeit so besonders macht, möchte ich gerne von Razi wissen. «Es sind die Mitglieder, die Begegnungen mit ihnen. Jeden Morgen dürfen wir die Kinder und deren Eltern vor der Schule treffen, manchmal liegt ein kurzer Schwatz mit ihnen drin und wir hören das Lachen und Singen der Kleinen nebenher. Das ist wirklich eine Freude. Oder, wenn eine ältere Dame vorbeikommt und uns alle freundlich grüsst und mal eine Geschichte von früher erzählt. Es sind wirklich die Menschen hier, die es ausmachen. Du musst dir vorstellen, mein Team kommt grösstenteils aus Israel. Das heisst, ihre Freunde und Familie sind weit weg. Und ich glaube, weil die Gemeinde das weiss, laden uns auch immer wieder einige Mitgliederfamilien zum Schabbatessen ein. Wir fühlen uns von der Gemeinde und den Mitarbeitenden mehr wie aufgenommen und integriert. Ja, es ist zu einem zweiten Zuhause geworden.» Mit diesen fast schon emotionalen Worten zeigt der Chef des Sicherheitsdienstes, dass es wirklich kein Job für jedermann ist.

 

Zu seiner Aufgabe gehört zusätzlich auch, das regelmässige Rekrutieren von neuen Mitgliedern seines Teams. Wie sein Vorgänger schaltet er Inserate in israelischen Zeitungen oder postet es auf verschiedenen Kanälen. Jeder Bewerber durchläuft eine anspruchsvolle Auswahlprozedur samt Assessment. Die Voraussetzungen sind klar: Man muss mindestens den dreijährigen Armeedienst absolviert haben und bereit sein für zwei Jahre Einsatz in der Schweiz zu leisten, das Land zu wechseln und innert weniger Wochen Deutsch zu lernen. Während seine Mitarbeiter fixe Arbeitszeiten haben, arbeitet er hingegen deutlich mehr. Da kommen gut und gerne schnell 14 Stunden pro Tag zusammen – das auch an Wochenenden. Zeit findet der im zentralisraelischen Beit Gamli’el geborene Razi trotzdem für seine Hobbys wie Fussball, Lesen oder Schwimmen.

 

In Bewegung ist er eigentlich immer, der Razi. «Ich habe dir ja erzählt, dass ich gerne Reise. Auch in der Schweiz. Hier gehe ich gerne auf Wanderungen und Touren. Aber wenn du mich ganz ehrlich fragst, was mein Wunschtraum für die Zukunft wäre, dann wahrscheinlich das: zwischen der Schweiz, Israel und Italien zu Reisen. Das wäre ein Leben!», strahlt er mit einem breiten Grinsen, wie ein Bär der gerade Honig gefunden hat. «Warum ausgerechnet Italien?», interessiert mich und Raziel – «G-ttes Geheimnis», wie sein Name übersetzt heisst – erklärt mir: «Das Essen! In Italien ist das Essen mindestens so gut wie zu Hause in Israel. Ein Bär wie ich muss gut und viel essen!» Und sein Grinsen ist jetzt noch breiter.

 

Interview: Teresa Schäppi